Eine geschichtliche Aufarbeitung durch die Arbeitsgruppe Grasedanz im Arbeitskreis Dorfchronik und der Hilfe von Frau Meinecke und Frau Futtera unter Einbeziehung umfangreicher Materialien, verbunden aber mit der Liebe und großer Achtung zu diesem unseren Fest.
Aufgeschrieben von Peter Gehimann unter Mithilfe von Lieselotte Barthauer, Ilse Hohmann, Renate
Konheiser, Christine Kinsky, Kurt Jordan, Karl-Heinz Krause, Helmut und Kirstin Kukula sowie Edith Rudolph.
"Achtung! Präsentiert die Sichel!"
Dieses Kommando der Frau Hauptmann kündigt seit Jahren einen besonderen Höhepunkt des Festes an.
Der "Hüttenröder Grasedanz" - ein Name, ein Begriff! Weit über die Grenzen der Region ist dieses traditionelle Brauchtumsfest des Harzes bekannt, wurde 1885 erstmals gefeiert. Wer die Farbenpracht der blumengeschm ü ckten Kiepen am ersten Sonntag im August einmal gesehen hat, der kommt gern in die Gem ü tlichkeit des kleinen Harzer Dörfchens zurück. Allen Gästen daher ein herzliches Willkommen. Ein Blick in die Geschichte ist erlaubt.
Nach einem Bericht aus dem Harzer Monatsheft von 1893 hat Dr. Louis Wille, der bekannte Harzer Heimatforscher, in dem 1937 erschienenen Buch "Sitte und Brauch im Jahresablauf geschrieben:
"Der Grasedanz wird in H ü ttenrode nachweislich seit 1885 im Anschluss an das Sch ü tzenfest gefeiert. Die jungen Mädchen bringen ihre mit Heu gef ü llten und mit Ebereschen geschm ü ckten Kiepen unter Vorantritt der Musik zum Festplatz. Das Heu wird unter Anweisung einer vorher gewählten Grasek ö nigin zu Haufe geordnet, mit Girlanden aus Eichenlaub und Ebereschenzweigen geschm ü ckt. Die Mädchen tanzen einen Galopp und Ringelreihen um die Heuhaufen. Dann geleitet die Musik die Mädchen wieder nach Hause.
Am Nachmittag sammeln sich die Mädchen und Frauen in Festtagskleidung vor dem Hause des Gemeindevorstehers. Der Zug wurde von der Grasek ö nigin geordnet, die eine Girlande aus Waldblumen, Eichen- und Tannenzweigen, einen Hagebuttenkranz und einen blumengeschm ü ckten Schleppsäbel trug. Einige andere Frauen, anscheinend vom Vorstande, hatten gleichfalls Hagebuttenkränze und mit Silberpapier und Bandschleifen geschm ü ckte Sicheln. Männer waren, außer den Gemeinderatsmitgliedern, die die K ö nigin aus dem Hause des Gemeindevorstehers geleiteten, nicht anwesend.
Die Grasekönigin ordnete mit ihrem Gefolge den Tanz. Der erste Tänzer jedes Mädchens musste als Entgeld eine Mark entrichten, wofür er den ganzen Abend tanzen durfte. Gab ein Bursche einem Mädchen einen Korb, durfte er bis zum Beginn des allgemeinen Tanzes nicht mehr geholt werden, Der Haupttanz galt der Grasekönigin. Mit einem Tusch wurde die Heuaktion angekündigt. Die Grasekönigin führte die Frauen und Mädchen zu den Heuhaufen, wo diese wiederum einen Ringelreihen tanzten.
Dann bestieg die Königin einen Heuhaufen und begann zu sprechen:
Juchei, bin Grasedanz singen wei alle danzen un springen . ummet Hei rummer hopphei wie de Jahre Ringelreih. De Sunne, dei will unnergahn, Mähens, Fruens, bliwet stahn, Mannslüe, jetz wille wei mal seihn wat jue vor dit Hei wolln beidn. Et is in vielen heiten Dagen in en Korwe tausammen edragen ut den Hai un von der Wische, et is sau scheene, is sau frische. Un jedet Mäken bracht hiet freuh wat datau. Nu lohnt de Meuh! Wer blt mal an? Wer bit mal an? Dit Hei is gut vor alles Veih wei danzen drumherum Ringelreih. Wer bit op den ersten Hucken mal an? En Daler jeder leihen kann. Musikanten speelt eins op, dann geiht de Sache ehren Lop."
Hier hat Lous Wille aber nicht das echte Hüttenröder Platt getroffen. Eine Original- Nachbildung erarbeitete für uns Christine Kinsky. Sie lautet:
Juchei, bien Grasedanz singen. Wie alle un danzen un springen Ummet Heu rummer hopphei Wie de Jahre Ringelreih. De Sunne, da will unnergahn Mäkens, Fruens, bliewet stahn, Mannslie'e, jetz wolln wie mal seihn, wat jie vor dit Heu wolln beidn. Et is in veelen heiten dagen In en Korwe tesamme dragen, ut den Hai un von de Wiesche, et is sau scheene, is sau frische. Un jedet Mäken bracht hiet freuh Wat datau. Nu lohnt de Meuh! Wer biet mal an? Wer biet mal an? Dit Heu is gut vorallet Veih. Wie danzen drummerum Ringelreih. Wer biet op den erschten Hucken an? En Daler jeder leihen kann. Musikanten speelt eins op, denn geiht de Sache ehren Loop.
Wille schrieb 1937 weiter:
"Viele Bräuche, die wir heuteüben, gehen auf Schützenbräuche zurück, beispielsweise die Wahl einer Königin, die Kaffeetafel der Königin für das Gefolge, der Kindertanz und auch der vorher erwähnte Säbel, der jedoch schon nach 1918 nicht mehr erwähnt wird. Der Hauptmann hat sich erst allmählich als Führung und Ordner des Zuges und der Versteigerung aus dem früheren Vorstand des Frauen-und Jungfrauenvereins herausgebildet. Vonälteren Frauen wurde berichtet, dass früher nicht ein Hauptmann den Zug führte, sondern drei Frauen mit Sicheln voran gingen. Das waren in den 30er Jahren Emma Gebhardt, Luise Wegener und Frederike Wegener. Die offensichtliche Gründerin des Frauen- und Jungfrauenvereins und langjährige Vorsitzende, also 'Frau Hauptmann', war Anna See."
Von 1940 bis 1949 wurde der Grasedanz nicht gefeiert. Im Sinne der Traditionspflege und -erhaltung wurde er durch den Kulturbund (oder seinen Vorgänger) wieder ins Leben gerufen. Minna Schlimmer nahm ihr Hauptmannsamt wieder auf, viele ihrer einstigen Mitstreiterinnen und heimatverbundene Hütteröderinnen (z.B. Martha Barthauer, Liesbeth Eisenhuth, Martha Stöckicht, Annemarie Paul, Minna Krebs, Else Weber mit Schwester Marie Vogeley, Else*- Vogeley, Liesbeth Pontzen und andere fanden sich bereit, das Fest weiterzuführen.
1950 war Wilhelm Busseck Gemeindevorsteher, er wohnte in Kehrmanns Haus (Lange Straße 9). Im Mai 1950 nahmen Hüttenröder Frauen am Festumzug in Blankenburg teil, auf Initiative von Herrn Bauerfeind (Chor) kam es dann im August wieder zum Hüttenröder Grasedanz.
Unser Grasedanz wurde schon seit alten Zeiten am ersten Sonntag im August gefeiert. Auch der "Hüttenröder Montag" mit dem beliebten Hackeisfrühstück ist Tradition,überdauerte sogar die gewiss manchmal problematische DDR-(Feier-)Zeit.
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Zur 850-Jahrfeier im Jahr 1983 wurde als neue Idee die Auswertung des Heuerntewettbewerbs der Gemeinden des Oberharzes in der Meine vorgenommen. Das Siegerdorf erhielt vom Vertreter des Rates des Kreises eine holzgeschnitzte Kiepenfrauüberreicht. So richtig zur Tradition ist diese Aktion jedoch nie geworden, sie passte wohl (weil aufgezwungen) auch nicht so richtig in das Programm.
Bis 1986 wurde bei uns auf dem alten Holzfußboden getanzt, der jedes Jahr neu verlegt werden musste und seinen "Winterschlaf in der Musikantenbude hielt. Diese wurde wahrscheinlich schon im 19. Jahrhundert errichtet. Jedenfalls ist sie auf einer alten Zeichnung des Schützenhauses aus dem Jahr 1902 enthalten und wurde später von zahlreichen Helfern gepflegt und verbessert. Von den " alten" Helfern sollten genannt werden: Fritz Rieche (Strichmann), Fritz Rockstedt, Kurt Hesse, Willi Oschmann, Kurt Jordan, Alfred Streidt, Heini Krebs und andere. Das Verlegen und Beräumen des Tanzbodens war immer eine gewaltige Arbeit, alles musste wie am Schnürchen laufen. Aber wir haben fleißig gearbeitet - weil es danach immer ein Bierchen gab.
Da sind einige Bemerkungen zum Festplatz in früheren Zeiten erlaubt:
1991 wurde das Grasedanz-Komitee Mitglied des Harzklub-Zweigvereins Hüttenrode,übrigens nicht einstimmig, man wollte eigenständig bleiben. Doch die (wohl richtige) Meinung setzte sich durch. An der Spitze dieser Vereinigung stand seit deren Neugründung der Wanderfreund Achim Borchert, der sich schon vor der Wende als stellvertretender Bürgermeister (wie auch Bürgermeister Manfred Busse) sehr um dieses Brauchtumsfest verdient gemacht hatte.
Auch viele historische Materialien wurden von Herrn Borchert aufgearbeitet. Er trat 2001 von seinem Amt zurück, das danach von seinem Stellvertreter Bernd Denecke übernommen wurde. Trotzdem gebührt Achim Borchert große Anerkennung!
Große Verdienste um das Wohl des Brauchtumsfestes hatten sich davor schon Kurt Jordan, Heini Krebs, Heini Weber, Alfred Streidt und besonders Helmut Stöckicht (Witschebürschte genannt) erworben.
Wie aber entstand er, der Hüttenröder Grasedanz?
Blicken wir nochmals in die Harzer Monatshefte aus dem Jahr 1893 (veröffentlicht im Harzer Heft Unterm Brocken 8/61)
Dort ist zu lesen:
" Wenn im Frühjahr auf den, in den Bergen oft weit abgelegenen Waldwiesen, das erste Grün sprießt, dann sind die Frauen und Mädchen jeden Tag mit Sichel und Tragekorb unterwegs, um für Kuh und Ziege das benötigte Futter zu holen. Eine nicht leichte und mühselige Arbeit! Am Zaun auf der Straße (des Dorfes) wird das von der täglichen Lastübrig gebliebene Gras getrocknet und als Wintervorrat auf den Heuboden gebracht. Einige Wochen später werden die Wiesen von den Männern gemäht.Die Bearbeitung des Heus während des Trocknens obliegt wiederum den Frauen und Mädchen. Ständig wird es mit der Harke gewendet und, wenn nicht Regen die Arbeit behindert oder gar alle Mühen zunichte macht, zu großen Haufen zusammengetragen und später mit dem Heuwagen, vor den die Kuh gespannt war, zu Tale gefahren. Ein Teil des Heus wird verkauft, für den Erlös werden Wintervorräte für Mensch und Vieh eingehandelt. Wenn der Grasnachwuchs nachl äs st, feiern die Frauen und Mädchen des Dorfes als Entschädigung für ihre Mühen nach altem Brauch den Grasedanz." (Das würde aber bedeuten können, dass dieses Fest wesentlichälter ist als die angegebene Jahreszahl 1885! )
Es ist das Fest der Frauen, sie backen dazu Kuchen, den sie meist mit Waldfrüchten wie Himbeeren und Heidelbeeren belegen. Während des Grastanzes führen sie das Regiment und die Männer müssen sich ihren Wünschen bis zum Sonnenuntergang unterordnen. Es istüblich, dass jedes junge Mädchen anstatt bares Geld einen Korb Heu als Pfand nach dem Festpiatz bringt. Der erste Tänzer, der von dem Mädchen geholt wird, muss als Dank den baren Festbetrag des Mädchens bezahlen.
Das Heu wird auf dem Heuboden in die Tragekiepe gefüllt. Rings an den Rand werden Ebereschenzweige, an welchen die roten Dolden hängen, gesteckt, ein Stück darüber geschürzt und dann die Kiepe auf den Steintritt vor der Hoftür gestellt. Wenn im Dorf dann die Musik erklingt,öffnen sichüberall die Türen und die Mädchen reihen sich mit ihren Körben in den Zug ein.
Auf dem Festplatz, wo ein Tanzboden im Freien angelegt wurde, werden hinter der Musiktribüne die Körbe von ihren Trägerinnen gestürzt und unter Leitung einer Frau, Grasekönigin genannt, zu gleichmäßigen Haufen geordnet. Diese Heuhaufen werden mit Girlanden aus Eichenlaub umwunden, und die Ebereschenbüsche darüber darauf gesteckt. Alle Mädchen reichen sich die Hände und bilden einen Kreis um den Heuhaufen herum. Zu einem " Galopp" der Musik fliegen die Mädchen jauchzend einige Male im Ringelreihen um die Heuhaufen herum. Dann nimmt man die leeren Körbe und zieht ins Dorf zurück. Später herrscht auf dem Festplatz reges Treiben. Von allen Seiten strömen die Frauen und Mädchen in ihren Festkleidern herbei. Von der Grasekönigin, die eine Girlande aus Waldblumen, Eichen- und Tannenzweigenüber der Schulter, einen Hagebuttenkranz und einen mächtigen, an Blumengirlanden hängenden Schieppsäbel und Schulterschleifen in den Landesfarben trägt, werden die Mädchen und Frauen altersmäßig eingeteilt. Hierbei wird sie von einigen Frauen, wohl Vorstandsmitglieder, unterstützt, die gleichfalls Hagebuttenkränze und Blumensträuße, aber statt des Schleppsäbels eine mit Silberpapier und Bandstreifen geschmückte Sichel tragen.
Unter Vorantritt der Musik bewegt sich der Zug durch die Gassen zum Festplatz, wo sich die Musik auf dem Tanzboden aufstellt und der Zug zum Kreise einschwenkt. Wie am Morgen wird wieder ein Galopp gespielt, die Frauen treten an den Rand des Tanzbodens, die Mädchen reichen sich die Hände und Hei-hop-hei-Rufen in Ringelreihen dreimal links und dreimal rechts herum. Dreimal wird der Reigen aufgeführt, dann fordert die Grasekönigin die Frauen und Mädchen auf, die Männer anzufassen zum Tanz, denn das Heu ist gut geraten und dieser Tag ist ein Festtag. Wer von den Männern beim Grastanz nicht aufgefordert werden will, darf nicht hingehen. Ein Abschlagen des Tanzes gilt als Beleidigung für alle Frauen und Mädchen."
Im "Magdeburger General-Anzeiger" vom 17. August 1939 heißt es: " Und wehe dem Mann, der einen solchen Tanz abschlägt. Er wird auf dem Festplatz an einem Eichbaumöffentlich zur Schau gestellt und darf zur Strafe an diesem Tage nicht ein einziges Mal wieder das Tanzbein schwingen".
Mitten in das Fest schmettert eine Fanfare, das Zeichen für den Beginn der Heuaktion. Die Frauen und Mädchen sammeln sich um die Heuhaufen, die Musik tritt zwischen die Heuhaufen und spielt nach einem Wink der Grasekönigin einen Zweitritt-Tanz. Im fröhlichen Reigen tanzen Frauen und Mädchen um die Heuhaufen herum, bis die Grasekönigin abwinkt und spricht (über die Qualität des Heus, die Mühen der Frauen und das Bieten). Die Musik spielt'nochmals einen Zweitritt, dann tritt Ruhe ein. Jetzt ruft die Graskönigin aus: "Wer setzt einmal auf diesen Haufen Heu ein?" Der Meistbietende muss das gebotene Geld entrichten, die Musik spielt einen Tusch und .Viva hoch' rufen die Umstehenden. So wird Haufen um Haufen versteigert. Zum Schluss gab die Graskönigin bekannt, dass ihr Amt beendet ist. Nach einem letzten Reigen strömt alles den Zelten zu, um dort weiter zu feiern.
In der Monatszeitschrift des Harzklubs "Der Harz" vom 29. August 1912 ist zu lesen:
"In einigen Orten des Blankenburger Kreises, so in Hüttenrode, Neuwerk, Altenbrak wird alljährlich nach Beendigung der Heuernte der sogenannte 'Grasedanz', eine Art Heuerntefest gefeiert. Ob dieses Fest ein altes Harzer Erntefest ist oder ob es auch in den anderen Orten, wie das in Hüttenrode der Fall ist, erst seit 20 Jahren gefeiert wird und nur ganz sporadisch in diesem begrenzten Bezirk des Harzes als Volksfest auftritt, das festzustellen hätte gewiss einiges Interesse.
Nach beendetem Mittagsgottesdienst versammelten sich alle bei dem Ortsvorsteher, wo dann eine derälteren Damen mit gezücktem Säbel den Festzug ordnet. Mit der Fahne und der Grasekönigin nebst den Grasjungfem, welche mit Heu gefüllte, geschmückte Körbe tragen und in der rechten Hand die Sichel halten, und dann der Musik vorauf, findet der Auszug statt. Auf dem Festplatz angekommen, hält eine dazu geeignete Dame eine Ansprache und schließt mit demüblichen dreifachen ,Hoch'. Dann beginnt der Tanz, wobei aber die Festdamen das Recht haben, zum Tanze aufzufordern.
Dem geforderten Herrn wird Tanzgeld abgenommen. Am Abend begeben sich alle Tänzer mit ihren Damen nach den nahegelegenen Heuhaufen und schließen einen Kreis um dieselben. Jetzt beginnt die Heuaktion! Die Haufen werden einzeln verkauft und nach erteiltem Zuschlag wird ein Tanz gespielt und im Kreis herumgetanzt. Sind alle Haufen verkauft, so wird das Heu nochmals im Ganzen angeboten, weil die Einzelkäufer auf das Heu verzichten. Der ganze Ertrag fließt in die Kasse der Grasjungfern.Der Grasdanz ist ein sogenanntes Heuerntefest und wird in der Umgebung nur noch in Neuwerk gefeiert".
Im Magdeburger General-Anzeiger vom 17. August 1939 (von Frau Bockmann zur Verfügung gestellt) wird sogar davon gesprochen:
"Bis in die graue Vorzeit reicht das Hüttenröder Grasfest zurück. Wenn sich auch im Laufe der Zeit einige Gepflogenheiten des Heuerntefestes geändert haben, so ist doch das alte germanische Brauchtum in seinen Grundzügen erhalten geblieben."
"Wir können heute nicht mehr feststellen, wie der Grasedanz genau entstanden ist", schreibt ein unbekannter Historiker. Und er schlussfolgert: "Wir nehmen an, dass dieses Fest als weibliches Gegenstück zum Schützenfest, in welchem ja die Männer das Regiment führten, gefeiert wurde. Es bildete den Abschluss der Heuernte, an welcher die Frauen den größten Anteil hatten. Während die Männer im Bergbau und in den Steinbrüchen arbeiteten, mussten die Frauen durch Viehhaltung zum Lebensunterhalt beitragen. Sie holten den Futtermittelvorrat mit Kiepen und Sicheln aus dem Wald und trockneten das Gras vor ihren Häusern auf Straßen und Plätzen. Daher sind Sichel, Kiepe und Harke noch heute die wichtigsten Utensilien". Diesen Standpunkt vertritt übrigens auch die ehemalige Frau Hauptmann Christine Kinsky.
Seit der Wende organisiert die Kirchengemeinde mit Pfarrer Marschke (wohl weit mehr als ein Freund vom Grasedanz) am Sonnabend gegen Abend einen Gottesdienst zum Grasedanz.
Am Abend gehen die Hüttenröder dann erstmals in die Meine, um auf dem herrlichen Platz (wo gibt es einen solchen in der Umgebung? - nirgends!!) ein Schwätzchen zu halten oder schon einmal das Tanzbein zu schwingen. Vorn wird in einer kleinen Bude kassiert. Während die meisten Einwohner schon eine Plakette im Vorverkauf erworben haben (die Frauen sind durch das Dorf gegangen), müssen die Fremden löhnen. Doch neuerdings geht es mit der Disko erst in den späten Abendstunden los, dann sind die etwasälteren Hüttenröder längst wieder nach Hause gegangen
Noch einmal steht ein Umzug auf dem Programm. Vor einigen Jahren begann er erst um 14 Uhr, weil auf den Treffpunkt bei der Königin verzichtet werden sollte. Eine logische Entscheidung der damaligen Frau Hauptmann Christine Kinsky, da sie befürchtete, dass die Kandidatinnen für die Wahl zur Königin aus finanziellen Ä ngsten verzichten würden. Doch einige Helfer fanden es richtig schade, denn der Königstreff war und ist eine herrliche Sache. So kann die Königin nun wieder sagen: " Ich lade alle Grasedanzfrauen und die Helfer zu einer Tasse Kaffee recht herzlich ein". Dankeschön, ihr Königinnen! Doch man muss auch sagen, dass der Königstreff schon einem Einwohnertreffpunkt gleich kommt.
Abends ist die Meine relativ wenig gefüllt - das Dorf hat seine Schuldigkeit getan, das Dorf ist müde. Dankeschön allen, die wieder für wunderbare Erlebnisse gesorgt haben. DANKE auch den Organisatoren im Hintergrund. DANKE an das Wetter (Irrtum 2001, als der Umzug in der Teichstraße unterbrochen werden musste), DANKE an die Hüttenröder, die den Euro an diesen Tagen lockerten, DANKE an die Familien von Königin und Heuprinzessin, DANKE an die Gäste, die unser Fest besuchten, DANKE an die Kinder, die die Meine bevölkern, DANKE in der heutigen Zeit auch ganz herzlich an unsere Sponsoren.
Am Dienstag treffen sich die Helfer zum Abschluss-Aufräumen, etwas müde und lahm, aber voller Pflichtbewusstsein. Gegen Abend ist der Platz wieder in gutem Zustand. Noch ein Bierchen? Aber selbstverständlich, doch langsam! Wenn die Frauen kommen und das Dorfgemeinschaftshaus wieder auf Vordermann bringen, wird zudem die Abschiedsmahlzeit Rührei vorbereitet. Als man sich verabschiedet, heißt es: Tsch üß - und bis zum nächsten Jahr. Doch so lange soll es nicht dauern, die Grasedanzfreunde treffen sich vorher noch desöfteren, unter anderem beim traditionellen Tanz im Deutschen Haus. Und da werden schon die ersten konkreten Vorstellungen für den nächsten Grasedanz präsentiert.
Der Hüttenröder Grasedanz - ein wunderschönes Erlebnis.